Kleine Vereine benachteiligt
SC Herford kämpft mit widrigen Wettkampfverhältnissen

(von links): Emma Olschewski, Benny Fißmer, Emilia Gieselmann, Jannik Hartmann, Korbinian Brand, Lukas Sarcevic. Nicht auf dem Bild: Luca Gröne.

Wieder einmal ging es für die Schwimmer*innen des SC Herford in den „Tempel“ der nordrhein-westfälischen Kurzbahn-Wettkämpfe, in die Schwimm-Oper in Wuppertal zu den NRW-Meisterschaften.
Das Nordrhein-Westfalen eines der größten und das bevölkerungsreichste Bundesland ist, zeigte sich bei einem Blick auf das Meldeergebnis.
Gleich 89 Vereine hatten es geschafft, ihre qualifizierten Schwimmer*innen zu den Meisterschaften zu senden.
Allein deshalb heißt es für den/die angehende(n) Landesmeister*in, sich einer deutlich größeren Konkurrenz zu stellen, als in einem kleineren Bundesland oder gar in einem Stadtstaat.
Beim heimischen SC Herford gelang es immerhin 7 Schwimmer*innen sich mit mehreren Starts trotz der hohen Hürden der strengen Qualifikationszeiten für diesen Wettkampf zu qualifizieren.
Ihre Medaillenhoffnungen konnten die heimischen Athlet*innen jedoch schnell begraben.
Der Schwimmverband hatte „die Pferde gewechselt“ und den Wettkampfmodus entscheidend geändert.
In den früheren Jahrzehnten war es stets so gewesen, dass die Jugendlichen jahrgangsweise gewertet wurden.
Diese Wertung wurde jetzt aufgegeben; es gab nur noch drei Kategorien: Jugend, Junioren, offene Wertung.
Obgleich dieser Modus natürlich für alle Schwimmer*innen galt, stellte er eine Benachteiligung der Teilnehmer kleinerer Vereine dar.
Bei einer realistischen Betrachtungsweise machen die Athlet*innen des Nrw-Landeskaders sowie im Jugendbereich die Schüler*innen der Sportinternate die Meister unter sich aus.
Dieses ist auch nicht verwunderlich.
Die Schwimmer*innen des SC Herford trainieren viermal in der Woche im Winter und maximal fünfmal in der Woche im Sommer.
Das mag sich für Aktive anderer Sportarten schon semiprofessionell anhören.
Im Leistungsbereich der Schwimmer ist es das jedoch nicht.
Im Bereich der Sportinternate und des Landeskaders wird regelmäßig zehnmal die Woche trainiert. Die Athlet*innen werden von hauptamtlichen Trainer*innen gecoacht. Dazu bestehen technische Möglichkeiten (Strömungskanäle; Videoanalysen), von denen die heimischen Amateure nur träumen können.
Gleichwohl gelang es einzelnen talentierten und motivierten Schwimmer*innen kleinerer Vereine, insbesondere des SC Herford, in den vergangenen Jahren immer wieder, innerhalb ihres eigenen Jahrgangs in die Phalanx der Kader-Athlet*innen einzubrechen und eine Medaille nach Ostwestfalen zu entführen.
Diese Möglichkeiten wurden durch die neuen Wettkampfmodi jedoch extrem eingeschränkt.
Im Jugendbereich werden zwei Jahrgänge gleichzeitig gewertet; im Juniorenbereich bereits drei.
Dies bedeutet für die heimischen Athlet*innen, dass sie innerhalb ihres Wertungsblocks nicht nur die Kader-Athlet*innen des eigenen Jahrgangs „vor der Brust“ haben sondern auch diejenigen der weiteren Jahrgänge.
Gehört man im Weiteren nicht zu dem Altjahrgang, besteht die Konkurrenz zudem aus älteren Schwimmer*innen, die altersbedingt in der körperlichen Entwicklung schon weiter fortgeschritten sind.

Eine Entscheidung des Schwimmverbandes, die einerseits die Konkurrenz im obersten Leistungsbereich steigert, andererseits die Attraktivität des Wettkampfes für die Masse der Teilnehmer jedoch schmälert.
Da sich gerade unter den Jüngsten der kleinen Vereine aber der mögliche Nachwuchs für die Internate und Kader befinden und motiviert werden sollen, wird sich zeigen, ob die Entscheidung des Verbandes zukunftsweisend war.


Zu der Enttäuschung über die geänderten Wettkampfbedingungen kam beim SC Herford auch noch Pech hinzu.
Die aussichtsreichen Brustspezialisten Luca Gröne und Lukas Sarcevic erkrankten beide vor Ort, so dass Luca Gröne nur über 50m Brust und Lukas nur am zweiten Wettkampftag (beide angeschlagen) starten konnten.
Dass es Emilia Gieselmann sogar drei Mal und Emma Olschewski ein Mal gelang, unter die ersten Zehn zu kommen, war daher mehr als nur ein Achtungserfolg.

(Text Guido Hartmann, Bild Johanna Gieselmann)