Schwimmen/Radsport: Trainingslager-Initiative des SC Herford belebt Herfords Städtepartnerschaft

Das gemeinsame Interesse und die Freude am Sport ist von jeher etwas, was die Menschen verbindet.
Es macht Fremde zu Freunden
und hilft, Freundschaften aufrecht zu erhalten.
Und natürlich bietet dieses gemeinsame Interesse eine ideale Möglichkeit, um eingeschlafene Freundschaften aus ihrem Dornröschenschlaf zu holen und wach zu küssen.
Aber zurück zum Anfang:
Ursprünglich war die Schwimmabteilung des SC Herford lediglich auf der Suche nach einer geeigneten Sportstätte für ihr traditionelles Trainingslager in den Osterferien.
Zu dieser Zeit ist witterungsbedingt nur ein Indoor-Training möglich. Die dazu erforderlichen Wasserzeiten in den Bädern sind in Deutschland extrem teuer, so dass der Blick der Herforder seit einiger Zeit ins Ausland geht.
Und so erinnerte man sich an die Partnerschaft der Heimatstadt mit der kroatischen Stadt Sibenik.
Die Älteren wussten auch noch gut, dass bereits vor 50 Jahren sportliche Delegationen in die mittelalterliche Stadt an der dalmatischen Adria-Küste gereist waren.
Nunmehr wurden die Verantwortlichen der Schwimmabteilung des Sports Clubs umtriebig.
Es wurde Kontakt zu den politischen Gremien aufgenommen, insbesondere dem Kreis und der Stadt Herford.
Und nach sehr positiver Resonanz wurde es konkret:
Anfragen bei den zuständigen Vertretern der Stadt Sibenik, Trainingsmöglichkeiten, die Möglichkeit des Transports und der Unterkunft für eine Großgruppe ausloten und vielleicht noch Freunde gewinnen, die Zeit und Lust haben, diese sportlichen Möglichkeiten, die sich in Kroatien bieten, zu nutzen.
Denn Sibenik ist mit seinen 42.000 Einwohnern eine Sportstadt par excellence.
Unmittelbar am Wasser gelegen, bieten sich gerade für die Wassersportler hervorragende Bedingungen. Ein sehr erfolgreicher Ruderverein, eine Wasserballmannschaft in der ersten Liga und ein Sportbecken mit 12 Bahnen (!) zeugen davon, dass für die Sibeniker Sport ganz groß geschrieben wird.
Sage und schreibe 23 Sportarten (incl. Behindertensport) haben dort ihr Zuhause.
Daher dauerte es auch nicht lange, bis dass die Radsportfreunde vom RC Endspurt gerne das Angebot der Schwimmer annahmen, um ihr eigenes Trainingslager dort abzuhalten.
Bekanntermaßen zieht es auch die Radsportler in den Frühjahrsmonaten in die Ferne, um dort die Wetterbedingungen für die Saison-Vorbereitung auszunutzen.
So ging es schließlich für 43 Schwimmer, Radfahrer, Trainer und Vereinsvertreter auf die 17 stündige Busfahrt nach Kroatien.
Dass der ursprünglich pragmatische Gedanke, ein Trainingslager unter optimalen Bedingungen mit dem Auffrischen der Städtepartnerschaft zu verbinden, bei den Sibeniker Verantwortlichen auf derart fruchtbaren Boden fallen würde, hatte keiner erwartet.
Seitens der Stadt wurde den Schwimmern zweimal am Tag jeweils für zwei Stunden eine mehr als ausreichende Anzahl von Bahnen nebst Fitnessstudio zur Verfügung gestellt.
Für die Radsportler bot das dalmatische Hügelland ein riesiges Trainingsgelände.
Ein Trainingslager ist kein vergnüglicher Ausflug.
Für die Schwimmer begann der Tag mit dem ersten Wassertraining von 7:00 bis 9:00 Uhr.

Die Älteren absolvierten dann ca. 5 km über alle Lagen (Freistil, Brust, Rücken und Schmetterling) mit Intervalltraining, Sprints etc. und ebenfalls täglich von 15:00 bis 17:00 Uhr dasselbe noch einmal.
Dazu kamen Trockenübungen, Gymnastik und Krafttraining.
Die triathlonaffinen Schwimmer nutzten die Zeit zwischen den Wassertrainingszeiten für Lauf- und Radsporteinheiten. Da wurden zwischen die 2 mal 5 km Schwimmen gerne mal 14 km Laufen oder 30 bis 40 km Radfahren „geschoben“.
Die Radsportler absolvierten Trainingseinheiten von jeweils ca. 80 km.
Dabei galt allerdings: Berge werden nicht gemieden sondern gesucht!
Nicht nur die sportlichen Bedingungen sondern auch die Betreuung vor Ort durch den Leiter der PR-Abteilung des Bürgermeisters und den Leiter des Sportamtes waren vorbildlich.
Eine für die Herforder arrangierte Stadtführung hört sich zunächst nicht spektakulär an.
Hier begann sie allerdings auf einer der die Stadt überragenden Festung. Auf dieser gab, bei herrlicher Aussicht, der Vizebürgermeister einen kleinen Empfang für die gesamte Gruppe.
Die tausendjährige Geschichte der Stadt wurde dann so prägnant nahegebracht, dass es für alle der Teilnehmer von 10 bis 80 Jahren kurzweilig war.
Kein Wunder, dass man in Sibenik stolz auf die Schönheit dieser „Adriaperle“ ist.
Direkt am Wasser gelegen, von Land und See bewacht von 4 erhaltenen Festungen liegt malerisch am Hügel die Stadt, die sich ihre mittelalterliche und frühneuzeitliche Altstadtbebauung vollständig bewahrt hat.
Die Kathedrale gehört sogar zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten.
Schnell wurde den vor Ort anwesenden Verantwortlichen der Schwimmabteilung des Sportclubs und den Vertretern der Stadt bei einem gemeinsamen Abendessen klar, dass diese sowohl sportlich als auch kulturell und persönlich mehr als erfolgreiche Woche kein „One-week-wonder“ bleiben soll.
Natürlich ist eine Gegeneinladung und deren Durchführung keine Entscheidung einer Abteilung eines Sportvereines.
Entscheidungen dieser Art und Tragweite fallen in die Zuständigkeit des Landrates und des Bürgermeisters.
Allerdings haben sowohl der Landrat als auch das Sportamt der Stadt Herford bereits diese Reise derart tatkräftig unterstützt, dass kaum anzunehmen ist, dass dieses Engagement wieder nachlässt.

(Text und Bild Guido Hartmann)