Herforder Präsenz bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften: Luca Gröne (SC Herford, links) und der neue Deutsche Meister Simon Reinke (jetzt SG Essen, rechts).
Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass Simon Reinke, einer der Jungs, die beim SC Herford das Schwimmen von der Pike auf gelernt haben, einmal raus in die Schwimmwelt ziehen wird, um sich mit Olympioniken zu messen.
Und wer hätte gedacht, dass der Junge, der ehrgeizig im H2O und Kleinem Feld die Bahnen zog, als Sieger daraus hervorgeht und sich Deutscher Meister nennen darf.
Am wenigsten hat sich wohl sein Trainingspartner und Freund Luca Gröne träumen lassen, dass er dieses nicht nur als Zuschauer erlebt, sondern selbst bei diesem Wettkampf startet.
Von 2011 bis 2020 haben beide beim Sportclub trainiert, bis Simon, talentiert, gut ausgebildet und gefördert, einen der begehrten Plätze auf einem Sport-Internat erreichen konnte. Dieses war mit einem Wechsel zur SG Essen verbunden.
Ein sehr erfolgreicher Weg, der für ihn bis in den Nachwuchskader der Deutschen Nationalmannschaft führte.
Welche Möglichkeiten sich dadurch eröffnen, verdeutlicht die Vorbereitung für diese Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal.
So veranstaltete der Deutsche Schwimmverband für Athleten der Nationalmannschaftskader ein Höhentrainingslager im türkischen Erzurum.
Um so höher ist einzuordnen, dass sich Luca mit den eingeschränkten heimischen Möglichkeiten für dieselbe Meisterschaft qualifizierte, die die beiden 18jährigen nunmehr erstmals als Erwachsene in der „offenen Klasse“ bestritten.
163 Vereine hatten 827 Athlet*innen gemeldet. Das Verhältnis von Vereinen zu Aktiven beweist, dass hier nur die Besten Zutritt hatten.
Sieben aktuelle Teilnehmer der Olympischen Spiele in Paris waren am Start, dazu der ehemalige Weltrekordhalter Marco Koch.
Und mit dem Olympia-5. Sven Schwarz hatte es Simon zu tun, als er beim 800m-Freistilfinale an den Start ging.
Nach einem hervorragenden Lauf musste er sich schließlich nur Schwarz geschlagen geben und errang die Silbermedaille.
Noch spannender machte es Simon über 400m Freistil.
Wieder im Finale und auf Meisterschaftskurs war es zuletzt nur eine Hunderstelsekunde (!), die ihm fehlte.
Zwei Deutsche Vizemeisterschaften, aber der Titel fehlte noch.
Seine große Stunde schlug dann bei dem 1500m Freistil.
Hier ließ sich Simon von niemandem die Deutsche Meisterschaft mehr nehmen und schlug mit herausragenden 14:55,70min als Erster an.
Für Luca stand der Wettkampf von Anfang an unter keinem guten Stern. Erkältet angegereist, musste er sich mit den Widrigkeiten eines überbuchten Hotels beschäftigten. Leider konnte er, von Simon gecoached, seine persönliche Bestleistung nicht ganz abrufen.
Gleichwohl: Über 100m Brust reichte es zu Platz 49 und damit unter die 50 besten Brustschwimmer Deutschlands.
Der unterschiedliche sportliche Werdegang der beiden Buddys zeigt, dass die Grundlagen, die beim SC Herford geschaffen werden, solide Bausteine für den Hochleistungssport sind.
Aber auch Lucas Vereinstreue zum Sportclub hat Früchte getragen.
Mit Deutschlands Schwimmsport-Größen in den sportlichen Vergleich zu treten, ist ein Erfolg, den sich nicht viele Athleten heimischer Vereine auf die Fahne schreiben können.
(Text Guido Hartmann/Bild Astrid Reinke)